Die Sauterelles Story
Neuer Mann am Bass und ein Keyboarder
1968
Willy erweist sich leider musikalisch nicht als der geeignete Ersatz für Enzo und ein weiterer Basler stösst zur Truppe: Peter Rietmann. Auch er war, so wie Rolf Antener, früher Mitglied bei den «Dynamites». Gleich anfangs Februar bricht sich Toni beim Aufbau des Equipments in Düsseldorf sein rechtes Ellbogengelenk. Er zupft sich zwar mit eingegipstem Arm tapfer durch das einwöchige Engagement, aber nachher ist Schluss.
In der Zwangspause komponiert Toni einhändig am Harmonium. Zusammen mit Rolf Antener entstehen neue Songs. Es kommt zur Zusammenarbeit mit der Tageszeitung BLICK und diese übernimmt die Kosten für eine Produktion im Studio Bauer in Ludwigsburg.
Ernst Kunz schreibt die Streicher-Arrangements und dirigiert im Studio auch das 16-köpfige Streichorchester. Eine Dixie-Band und ein Kinder-Chor sind weitere Gäste im Studio.
Man überlegt sich, wie man die Songs, die zum Teil von den Streicher-Arrangements «leben», live auf die Bühne bringen will und beschliesst, dem Drängen des Boogie-Woogie-Spezialisten Fritz Trippel nachzugeben und ihn als Keyboarder in die Band aufzunehmen. Mit «Little Fritz» geht’s noch einmal ins Studio, um zwei weitere Titel aufzunehmen.
Tonis Bruder Michael Vescoli organisiert für BLICK eine mehrwöchige Tournee durch die ganze Schweiz. Als weiterer Act ist die Sängerin Arlette Zola aus Fribourg mit ihrer Band dabei.
Heavenly Club: Hit Nr. 1
Als Single wird «Heavenly Club» ins Rennen geschickt und erscheint am 9. Juli 1968 als erste Schweizer Produktion in den «Media Control-Charts» der offiziellen Hitparade. Sie bleibt dort sensationelle 13 Wochen lang, davon 6 auf Platz 1.
In den Hörer-Hitparaden der angesagten Radiosender wie Radio Luxemburg oder Südwestfunk Baden-Baden sind Les Sauterelles auf den vordersten Plätzen. Die Single wird von den meisten europäischen Ländern übernommen, in den USA und sogar in Japan veröffentlicht.
Im Schweizer Fernsehen sind sie in der Sendung «Hits à Gogo» schon beinahe zu Stammgästen geworden. Gianni Paggi dreht mit ihnen einen kleinen Film, der Kultstatus erreichen wird und als der erste Video-Clip der Pop-Ära gilt!
Das Album «View To Heaven» erscheint Ende August. Die Sauterelles sollen von Decca Deutschland gross herausgebracht werden. Diese lädt die Band nach Hamburg in die Sendung «4-3-2-1» ein und organisiert eine gross angekündigte Medien-Konferenz im Presse-Hochhaus.
Und dann der «Hammer»
Und jetzt die grosse Überraschung: Drummer Düde Dürst will die Sauterelles verlassen, ausgerechnet jetzt, wo es doch so richtig losgehen sollte. Aber auch Rolf Antener zeigt sich irgendwie ausgebrannt. Kunststück, waren doch Les Sauterelles in den letzten Jahren mit über 300 Auftritten pro Jahr ständig auf Achse gewesen! Toni Vescoli entschliesst sich deshalb, gleich die ganze Formation aufzulösen, denn Peter Rietmann und Fritz Trippel waren in letzter Zeit leider zu «Sorgen-Kindern» geworden. (Die Aktivitäten von Düde Dürst)
Das Aus und ein Neu-Beginn
Mitte Dezember findet der letzte Auftritt dieser Erfolgs-Formation im Zürcher «Blow-Up» statt. An Silvester startet Toni im «Tabaris-Club» bereits mit einer neuen Formation von Les Sauterelles. Er will unter diesem Namen eine «Vocal Group» lancieren und hat deshalb die «Pony-Sisters» an Bord geholt.
1969
Was im Trio mit Fioretta und Bernadette Wälle begann, wird jetzt erweitert. Drummer Mike (Martin) Stoffner und Bassist Werner Fröhlich stossen zu Les Sauterelles.
Im Studio Soundcraft in Biel wird für CBS eine Single aufgenommen: «Station On Third Avenue / All Alone».
Bassist Werner Fröhlich muss leider von Toni fristlos entlassen werden und wird durch Turo Paschayan ersetzt. Eine weitere Single wird produziert: «Be Crazy And Dance, Part one / Part two»
Rolf ist zurück und ein Keyboarder taucht auf
Mit den beiden Sängerinnen kommt Toni nicht weiter. Die eine träumt von einer Solo-Karriere und die andere würde lieber tanzen. Rolf Antener hat sich von seinem «Burn-Out» erholt und würde gerne wieder bei den Sauterelles einsteigen. Er ist bei Toni herzlich willkommen.
Ein Keyboarder aus Italien gesellt sich dazu. Er stand eines Tages plötzlich vor Tonis Türe und sagte: «Du brauchst einen Keyboarder!» Der Hammond-Virtuose und «High-Notes-Singer» Roberto Carlotto, der in Italien als «Unca-Munca» bekannt ist, fügt sich nahtlos in die bestehende Formation ein und gemeinsam wird an einem neuen Repertoire gefeilt. Es geht in Richtung «Yes», «Mike Oldfields Super Session», um nur zwei Vorbilder zu nennen. Es werden aber auch eigene Arrangements erarbeitet.
«Eiszeit»
Die wenigen Auftritte sind zwar sehr erfolgreich, aber die Musik-Welt hat sich weiter gedreht. In den Clubs haben Disc-Jockeys den Platz der Live-Bands eingenommen. Club-Gigs sind höchstens noch an den Wochenenden gefragt. Der neue Stil der Sauterelles ist noch nicht in der Schweiz angekommen und den alten Stil spielen die «Swiss Beatles» nicht mehr. So landen sie sozusagen zwischen den Stühlen. In der Schweiz ist im «Profi-Rock-Bereich Eiszeit angebrochen»!
Auch eine letzte Single auf eigenem Label kann die Sauterelles nicht mehr retten: «And The Sun will Shine / I Threw It All Away» ist alles was übrig bleibt.
Das vorläufige Ende
1970
Trotzdem wird fleissig weiter geprobt - ja es wird sogar mit der Arbeit an einem Konzept-Album begonnen - aber wenn Gigs fehlen, dann fehlt es auch an Geld und das geht Toni langsam aus. Er füttert zwar die Band im wahrsten Sinne des Wortes noch eine Weile durch, aber nachdem er seinen Vater um Geld anpumpen muss, stellt er seinen Bandkollegen ein Ultimatum: «Entweder sucht sich jeder einen "Brot-Job" und Les Sauterelles machen als "Amateur-Band" weiter oder wir müssen aufhören». Da die «Amateur-Variante» nicht auf Gegenliebe stösst, zieht er den Schluss-Strich und veröffentlicht eine Todesanzeige: «Die Sauterelles sind tot».
Bald darauf startet Toni Vescoli seine SOLO-Karriere, siehe: http://www.vescoli.ch in der Rubrik: «TONI BIOGRAFIE»